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„Etwas in mir schmerzt, tut weh. Was ist dieses Gefühl? Woher kommt es? So oft ist es tief vergraben, kaum wahrnehmbar zwischen all meinen To-Dos und alltäglichen Gedanken. Aber eigentlich ist es immer da, dieses Gefühl, welches sich zu groß anfühlt, diese Stimme, die keinen Ausdruck findet.

Dieses Gefühl weiß um die Bäume, die in diesem Moment gefällt werden, um die grünen Flächen, die versiegelt werden. Es weiß um die Tiere, deren Lebensraum zerstört wurde und um die Flüsse, die vergiftet sind.
Das Gefühl weiß um die Kriege, die gerade toben, um die Menschen, die gerade ihre Familien verlieren.
Es weiß um diejenigen, die gerade auf der Flucht sind.
Und es weiß auch um die Zäune die Europa umgeben, um die Schüsse, die dort zu hören sind, und um die Toten, die jeden Tag an den Strand gespült werden.

Täglich werde ich an dieses Gefühl erinnert, ohne es wirklich mitzubekommen. Wenn ich an der Kasse stehe und beobachte, wie die bunten Plastikverpackungen nach dem ‚Piep‘ in die Taschen verschwinden. Wenn ich den Zug voller ausdrucksloser Gesichter sehe, die leer in die leuchtenden Bildschirme in ihren Händen starren. Wenn ich den gewaltvollen Gesprächen am Bahnsteig lausche, die mir vom Leid der Menschen erzählen.

Ich werde immer tauber, wenn ich daran denke, dass dieses Leid in jahrtausend alter Unterdrückung und Ausbeutung wiederzufinden ist. In allgegenwärtiger patriarchaler und struktureller Gewalt sich wiederholt.
Und die Profitgier einiger weniger den Tod von anderen vielen bedeutet.

Aber diese Stimme weiß auch und flüstert mir zu: „Das ist nicht normal.“
Es ist nicht normal, dass wir so viel Essen wegwerfen, während andere verhungern. Es ist nicht normal, dass manche überall hinreisen können und andere nirgendwo. Es ist nicht normal, umgeben von so viel Beton zu leben. Es ist nicht normal, weiter zu machen wie bisher, wenn wir wissen, dass das Ganze in eine riesige Katastrophe führen kann. Und es ist nicht normal, dass ich all das immer wieder vergesse und in meinem alltäglichen Leben keinen Platz findet.

Diese Stimme weist mir den Weg und erinnert mich daran, dass dieser verborgene Schmerz gefühlt werden will. Dass seine Tränen mich dort hinbringen, wo ich untrennbar verwoben bin mit diesem Leben. Dass seine Schreie die Schichten der Taubheit zerbrechen können. Und dass es ein Leben zu leben gibt, das ich bis jetzt nur erahnen kann.“

Was braucht es, um all der Zerstörung und Gewalt, präsent und fühlend begegnen zu können?

Wie können wir es schaffen die Welt zu beinhalten und dabei sogar Kraft zu schöpfen?

Und ist unser Schmerz vielleicht sogar ein Wegweiser zu einer neuen Kultur der Verbundenheit?

Diese Fragen möchte ich mit dir erforschen.

Weltschmerz Lab

Das Weltschmerz Lab...

… ist eine Einladung an dich, mit einer Gruppe auf eine Forschungsreise zu gehen.

… begegnet der Welt auf eine wahrnehmende und spürende Art und Weise.

… ist ehrlich, authentisch und verletzlich.

… sucht nicht nach Lösungen und stellt keine Forderungen auf.

Weltschmerz ist ein Ausdruck unserer Verbundenheit.

Doch in unserer schnelllebigen, leistungsorientierten Gesellschaft bleibt oft wenig Raum für den Schmerz. Oder für Emotionen wie Trauer, Wut oder Ohnmacht. Wir neigen dazu, diese zu verdrängen, bis wir uns abgestumpft oder kraftlos fühlen. 

Das Weltschmerz Lab bietet dir die Möglichkeit angestauten Gefühlen, die du angesichts der Weltsituation hast, in einem gehaltenen und sichereren Raum, Ausdruck zu geben. 

Wir Menschen sind soziale Wesen und brauchen einander, um uns gegenseitig zu halten, einander Kraft zu geben und unsere Prozesse zu begleiten. Wenn wir den Raum teilen, entsteht etwas Größeres, ein Netz, das uns auffängt und in dem wir uns sicher fühlen können.

In der Gegenwart von anderen Menschen können wir uns oft leichter unseren schmerzenden Emotionen zuwenden. Lasst uns also gemeinsam den Raum erweitern, durch den der Schmerz fließt, ob in Form von Tränen, Schreien, Geschichten, Bewegung oder Stille.

Wir arbeiten mit Übungen und Methoden inspiriert von:

  • The work that reconnects (Joanna Macy)
  • Global Social Witnessing
  • Active Hope 
  • Naturverbindung
  • Trauerrituale

Eindrücke vom Haus in der Blume

Sicherere Räume – traumasensibel und verkörpert

Uns ist es ein Anliegen, einen Raum für Weltschmerz zu kreieren, der die Unterschiedlichkeit von uns Menschen berücksichtigt. Wir Menschen haben sehr individuelle und unterschiedliche Art und Weisen, Gedanken und Emotionen zu verarbeiten (Neurodiversität).

Auch wollen wir Verkörperung in das Lab einladen. Verkörperung (Embodiment) bedeutet für uns, dass unser Denken, Fühlen und Handeln untrennbar mit unseren Körpern verbunden sind. Unsere körperlichen Erfahrungen beeinflussen, wie wir die Welt wahrnehmen und verstehen.

Wir möchten das Lab ausserdem möglichst diskriminierungsensibel gestalten. Wir reflektieren regelmässig über unsere Privilegien und innewohnenden Machtstrukuren und sind uns bewusst, dass wir noch viele Schritte lernen müssen auf diesem Weg.

Wir werden beim Weltschmerz Lab soziale Kontakte in unterschiedlicher Gruppengröße ermöglichen, ebenso laute und leise Räume, drinnen und draußen und andere unterschiedliche Aspekte des Miteinanders. Als gemeinsamer Raum dient uns für diese 4 Tage der Seminarraum des Haus in der Blume. Wir werden dort Zeiten des Sitzens, Zuhörens und Sprechens haben. Auch werden wir Zeiten mit freier sowie angeleiteter Bewegung haben, damit in unseren Körpern Raum und Fluss entstehen kann. Zwischendurch werden wir immer wieder in die Landschaft, die natürliche Mitwelt drumherum eintauchen, alleine oder in der Gruppe, um uns auch mit dem größeren Ganzen um uns herum zu verbinden.

Team

Timo Kassel

Timo Kassel (keine/er)

Timo begleitet Menschen aus sozial-ökologischen Bewegungen mit Coaching und Moderation. 

Timo sehnt sich nach einer Kultur in der wir unsere tiefe Verwobenheit mit allem Lebendigen begreifen und in der wir Weltschmerz als gesunde Antwort auf den globalen Zustand verstehen. Dafür sieht er die Notwendigkeit Räume zu schaffen, in denen dieser Schmerz Ausdruck finden kann und wir damit nicht alleine sind.

Timo wird das Lab hosten und leiten.

Katharina Voigt (sie/gender searching)

Katharina ist Lehrerin und Mentorin für tiefe Naturverbindung sowie spirituelle Begleiterin für Menschen in Krisen.

Katharina´s Wunsch ist, die aktuellen Krisen in unserer eigenen Kultur sowie auf dem Planeten auf eine Weise begleiten zu können, die Präsenz und Mitgefühl ermöglichen. Dabei möchte sie zu einem traumasensitiven, dekolonisierenden, machtkritischen und diskriminierungsfreierem Miteinander beitragen.

Katharina wird das Trauerritual während des Labs halten und begleiten.

www.utiseta.org

Was ist ein Lab?

Mit der Bezeichnung „Lab“ (engl. laboratory, dt. Labor) möchte ich zum Ausdruck bringen, dass dies kein Seminar ist, bei dem ich Methoden oder Lösungsansätze lehre und vermittle. Sondern ein Format, in dem wir gemeinsam „forschen“. 

Gleichzeitig bin ich mir meiner Rolle der Prozessbegleitung und des Raumhaltens bewusst, in der ich dich und euch achtsam begleiten werde. 

Wir bieten dieses Lab auf Basis einer Bieterunde (gemeinschaftsgetragene Finanzierungsmethode) an.

Gleiche Preise für alle wirken fair – sind aber tief in kapitalistischer Logik verwurzelt. Wenn wir uns die extrem unterschiedlichen Vermögens – und Einkommenshintergründe von Menschen vergegenwärtigen und worauf diese gewachsen sind, bekommt diese Fairness einen bitteren Beigeschmack.

Anstatt einen vorgegebenen fixen Preis zu bezahlen, entscheidest du also selber wie viel du beitragen kannst und willst. So übernehmen wir alle Verantwortung für das Gelingen des Weltschmerz Labs und begegnen sozialer Ungleichheit auf eine neue Art und Weise.

Die Bieterunde findet am Ende des Labs statt.

Um eine gewisse Verbindlichkeit herzustellen, nehme ich einen Teilnahmepfand von 100€ bei der Anmeldung.
Als Orientierung vorab: Die fixen Kosten für Unterkunft & Verpflegung sind ca. 150 – 200€ pro Person. Alles was darüber hinaus zusammen kommt, nehmen wir (Katharina & Timo) als Honorar für unsere Arbeit.

Solidarität

Da die Anzahlung für viele marginalisierte Menschen bereits schwierig sein kann, stellen wir 2 Solidarplätze kostenfrei zur Verfügung.

Wenn du also in einer Situation bist, die deine Teilnahme finanziell stark behindert, dann schreibe mir bitte an mail@timokassel.de.

Deine Anmeldung

Unterkunft
Bestätigung
Bei einer Absage bis 14 Tage vorher erstatte ich den Teilnahmepfand vollständig zurück. Bei einer Absage von 14 Tagen oder weniger vor Beginn des Labs behalte ich den Teilnahmepfand ein.

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